Wenn eine Erkrankung weiter fortgeschritten ist oder wenn sich die Wirksamkeit der Medikamente verringern sollte, ändert sich auch das Ziel der Therapie. Man spricht nun nicht mehr von einer kurativen Therapie – also einer Behandlung, die auf eine Heilung abzielt – sondern von einer sogenannten palliativen Behandlung. Hier erfahren Sie, was das konkret für Sie als Patientin bedeutet.
Wir möchten betonen, dass Palliativ nicht allein die Behandlung vor einem unmittelbaren Sterben bedeutet. Auch im Rahmen einer palliativen Erkrankungssitation kann man noch viele Jahre leben, worauf wir beim Thema Langzeitüberleben näher eingehen.
Wenn Sie also „palliativ“ behandelt werden, bedeutet das nicht, dass Sie austherapiert sind und alle Therapieoptionen sinnlos sind. Rein medizinisch betrachtet ist das jetzige Ziel der Behandlung, Ihnen eine möglichst gute Lebensqualität zu verschaffen und das bei möglichst langer Lebensdauer. Dies kann durchaus einen längeren Zeitraum umfassen, denn es gibt in der Tat Patientinnen, die seit vielen Jahren mit Eierstockkrebs leben. Sie müssen zwar kontinuierlich immer wieder behandelt werden, leben dafür aber in der Regel mit bestehender, guter Lebensqualität.
Die palliative Behandlung hat den Anspruch, die Patientin umfassend zu behandeln und besonders auf die individuellen Problembereiche zu fokussieren, unter denen sie am meisten leidet. Diese sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Die Schmerztherapie zum Beispiel zielt auf die Linderung akuter und chronischer Schmerzzustände ab, ohne jedoch das für die Schmerzen ursächliche Grundleiden selbst zu behandeln. Auch bei Rezidiven können eine Reihe weiterführender Behandlungsverfahren angeboten werden. Bitte verzweifeln Sie daher nicht, wenn Ihr behandelnder Arzt Ihnen sagt, dass Sie ab jetzt palliativ behandelt werden.
Unabhängig davon richtet sich bei einer Krebserkrankung der Blick auf das Thema Sterben. Auch wenn man es am liebsten verdrängen möchte: Seien Sie mutig, sprechen Sie das Thema direkt bei Ihrem Behandlungsteam an.
Für Patientinnen mit einer sehr weit fortgeschrittenen Erkrankung sind vor allem eine zuverlässige ärztliche Behandlung und eine gute Unterstützung und Begleitung in dieser letzten Lebensphase wichtig. Die Betreuung am Lebensende erfolgt meist durch ein medizinisches und soziales Team verschiedener Fachrichtungen und Menschen mit spezialisiertem Know-how. Diese palliativmedizinische Betreuung ist sowohl in einer Klinik (meist auf sogenannten Palliativstationen) als auch zu Hause, mit Hilfe der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) sowie in einem Hospiz möglich. Wo Sie betreut werden und sterben möchten, sollten Sie selbst entscheiden!
Angehörige können Sie in der Regel jederzeit in einem Hospiz oder in einer Klinik besuchen und dort gegebenenfalls auch übernachten. Bei beiden Möglichkeiten kümmern sich erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rund um die Uhr umfassend pflegerisch, psychosozial und spirituell um Sie – aber auch, und das ist ebenfalls sehr wichtig, um Ihre Angehörigen, die in dieser Zeit ebenfalls enorm belastet sind und Hilfe benötigen.
Treffen Sie wichtige Entscheidungen – bevor Ihre Angehörigen für Sie entscheiden müssen. Unsere Empfehlung: Lassen Sie sich frühzeitig zu den Themen Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht und Testament professionell beraten. Im Video beleuchten wir bereits die wichtigsten Fragen und geben Ihnen eine Orientierung.
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Mehr InformationenAuf einer Palliativstation arbeiten ganz unterschiedliche Berufsgruppen zusammen, deren Arbeit zwar jeweils andere Schwerpunkte hat, die jedoch gemeinsam die Betroffenen menschenwürdig in der letzten Lebensphase begleiten.
Zu den Aufgaben des Pflegedienstes gehört neben den klassischen Arbeitsbereichen auch die psychische Betreuung des kranken Menschen und seiner Familie. Die wichtigste Unterstützung, die das Pflegepersonal bieten kann, ist Zeit. Deshalb befinden sich höchstens vier Patientinnen in der Obhut einer Pflegerin oder eines Pflegers, und jede Patientin hat wiederum nur einige wenige Bezugspersonen. Die Krankengymnastik (Physiotherapie) hat in der Palliativmedizin einen hohen Stellenwert. Ihr Ziel ist es, die Körper- und Organfunktionen positiv zu beeinflussen und zu stabilisieren. Die kurz-, mittel- und langfristigen Behandlungsziele orientieren sich dabei am Befinden der Patientin.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Sozialdienstes sind fester Bestandteil der Teams in den Palliativ- und Hospizeinrichtungen und wenden sich ebenso an Betroffene wie an deren Angehörige. Sie sind Wegbegleiter der Kranken und Sterbenden während des stationären Aufenthaltes und kümmern sich auch um die Begleitung trauernder Angehöriger.
Sie beraten:
Die letzte Erkrankungsphase ist häufig nicht nur körperlich, sondern auch emotional eine besondere Herausforderung: In dieser Zeit haben die Patientinnen Fragen, die häufig mit Ängsten verbunden sind. Auf den Palliativstationen stehen den Frauen in solchen Fällen Psychologinnen und Psychologen zur Seite. Sie unterstützen die Betroffenen dabei, die persönlichen Themen der letzten Lebensphase besprechen zu können: die eigene Geschichte Revue passieren zu lassen, Wünsche und Träume noch einmal zu durchleben und auf diese Weise Abschied vom eigenen Leben und den damit verbundenen Menschen zu nehmen. Der Psychologe ist gleichermaßen auch Ansprechpartner für die Angehörigen, die – wenn auch aus einer anderen Perspektive – häufig ähnliche Dinge beschäftigen wie die Patientin.
Nicht immer sind sich Patientinnen ihrer Ängste bewusst oder deren Ursachen so klar, dass sie auf Anhieb benannt werden können. Dies kann dazu beitragen, dass Betroffene sich hilf- und hoffnungslos fühlen, die seelische Not ausweglos erscheint und als unveränderbar empfunden wird. Auch Verdrängung kann in der letzten Lebensphase eine wichtige Rolle spielen und eine Schutzfunktion haben, welche die Betreuenden berücksichtigen beziehungsweise respektieren müssen. Wir möchten Sie darin bestärken, über Ihre Ängste zu sprechen. Geben Sie etwas von Ihrer Last ab. Vielleicht eröffnen sich im Gespräch neue Blickwinkel, die für Sie hilfreich sind.
Trauer ist ein Teil des Abschiednehmens, der Trennung. Sie ist eine völlig natürliche, notwendige und hilfreiche Gefühlsregung. Dabei trauern die Angehörigen und Freunde, die zurückbleiben, ebenso wie die Sterbende selbst. Das Trauern beginnt nicht erst mit dem Tod eines geliebten Menschen. Jede Kranke erlebt ihre ganz persönliche Trauer, wenn sie erkennen muss, dass ihr Leben zu Ende geht: Trauer über das Lebensende, über die Angehörigen, die sie bald allein zurückgelassen weiß, über unerfüllte Hoffnungen und Wünsche, über Dinge, die sie nicht mehr erleben oder erledigen kann.
Viele Patientinnen haben große Angst vor Schmerzen. Insbesondere die Lebensqualität kann durch diese besonders stark beeinträchtigt sein. Dabei können Schmerzen mit den heutigen Möglichkeiten der Schmerztherapie beseitigt oder zumindest befriedigend gelindert werden.
In den meisten Fällen ist die Schmerzbehandlung sogar recht einfach und kann von allen Ärzten, die Krebspatienten behandeln, erfolgreich durchgeführt werden. Morphin beispielsweise besitzt bei der Behandlung von tumorbedingten Schmerzen eine herausragende Stellung und sollte deshalb bei entsprechender Indikation frühzeitig eingesetzt werden. Wenn Sie mit Morphin behandelt werden, muss die für Sie richtige Dosierung gefunden werden. Eine Höchstdosis gibt es bei der Schmerztherapie mit Morphin nicht.
In der Palliativmedizin ist die Begleitung und Unterstützung der Angehörigen genauso wichtig wie die der Patientinnen selbst. Viele Angehörige kümmern sich sehr intensiv um die Erkrankten und dies erfordert viel Kraft – deshalb erhalten sie in der Palliativmedizin Unterstützung, die oft in Gesprächen, aber zum Beispiel auch in der Hilfe bei organisatorischen Fragen besteht. Darüber hinaus können sich Angehörige direkt an die Palliativmediziner:innen – sei es der Hausarzt oder ein Spezialist – wenden. Für Patientinnen kann eine Mitbegleitung durch die Palliativmedizin auch schon während der aktiven Krebsbehandlung hilfreich sein.