Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs)
Eine neue Substanzklasse in der Krebstherapie

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (kurz ADCs) gelten als vielversprechender neuer Therapieansatz bei verschiedenen Krebserkrankungen, wie auch bei Eierstockkrebs. Hier erfahren Sie, was ADCs sind, wie sie wirken und welche Vorteile sie gegenüber der klassischen Chemotherapie mit sich bringen.

Die Themen im Überblick

Was sind ADCs und wie wirken sie?

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (englisch: Antibody Drug Conjugates oder ADCs) sind eine innovative Arzneimittelklasse in der Onkologie, die sich aus drei Bestandteilen zusammensetzt:

  1. Einem Antikörper, welcher spezifische Merkmale (Antigene) auf der Oberfläche von Krebszellen erkennt.
  2. Einem Zellgift Wirkstoff (Zytostatikum), welches auch in Chemotherapeutika zum Einsatz kommt und die Krebszelle abtötet.
  3. Einem Linker, welcher Antikörper und Wirkstoff miteinander verbindet und dafür sorgt, dass der Wirkstoff erst in der Krebszelle freigesetzt wird.

Der Antikörper gelangt gemeinsam mit dem Wirkstoff an die Tumorzelle, wo er andockt und in die Tumorzelle aufgenommen wird und sie abtötet. Einfach ausgedrückt funktioniert der Antikörper wie ein Taxi, welches das Chemotherapeutikum direkt zum Tumor bringt. Man spricht daher von einer zielgerichteten Wirkung.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate werden meist ambulant über eine Infusion verabreicht.

Was sind die Vorteile von ADCs und
der Unterschied zur Chemotherapie?

ADCs wirken präziser und sind damit oft verträglicher als herkömmliche Chemotherapeutika:

  • Gezielte Wirkung: Während eine Chemotherapie den gesamten Organismus betrifft, setzen ADCs den Wirkstoff vorwiegend in den Tumorzellen frei.
  • Weniger Nebenwirkungen: Da gesunde Zellen weniger geschädigt werden, sind typische Nebenwirkungen, wie Haarausfall oder Schleimhautschäden, meist seltener oder milder ausgeprägt.
  • Höhere Wirksamkeit: Durch den zielgerichteten Mechanismus können hochwirksame Substanzen verwendet werden, die effektiver wirken.

Expertenvideo zur Wirkweise von ADCs

Im Video gibt Prof. Dr. Lars Hanker (Universitätsklinikum Münster) Orientierung für die Rezidivsituation beim Eierstockkrebs und stellt aktuelle Erhaltungstherapien und ADCs vor. Die Wirkweise der ADCs sehen Sie ab Minute 18.

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Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Auch wenn ADCs zielgerichtet wirken, lassen sich Nebenwirkungen nicht vollständig ausschließen. Der Wirkstoff kann in Einzelfällen auch gesunde Zellen erreichen, insbesondere wenn diese ähnliche Oberflächenstrukturen wie Tumorzellen tragen.

Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem:

  • Müdigkeit
  • Übelkeit
  • Veränderungen der Augen (z.  B. verschwommenes Sehen)
  • Veränderungen im Blutbild

Wichtig ist: Die meisten dieser Nebenwirkungen sind gut behandelbar. Bitte sprechen Sie frühzeitig mit Ihrem Behandlungsteam, wenn Beschwerden auftreten.

Welche ADCs werden in der Behandlung von Eierstockkrebs eingesetzt?

ADCs sind eine neue Substanzklasse, die aktuell intensiv erforscht wird. Erste Wirkstoffe sind bereits für bestimmte Patientinnen mit Eierstockkrebs zugelassen, davon ein Wirkstoff in Deutschland namens Mirvetuximab Soravtansin.

Dieser Wirkstoff wurde speziell für platinresistenten Eierstockkrebs entwickelt und zielt auf den Folatrezeptor-alpha (FRα) ab – ein Protein, das auf der Oberfläche vieler Tumorzellen vorkommt.

In der klinischen MIRASOL-Studie (2023) konnte Mirvetuximab erstmals einen Überlebensvorteil gegenüber einer klassischen Chemotherapie nachweisen. Seit Ende 2024 ist das Medikament in Deutschland für erwachsene Frauen mit FRα-positivem, platinresistentem Eierstockkrebs zugelassen.

Zur Erklärung:

  • Beim Folatrezeptor-alpha (FRα) handelt es sich um ein Protein, das auf der Oberfläche vieler Krebszellen, insbesondere beim platinresistenten Ovarialkarzinomen, vorkommt.
  • „Platinresistent“ bedeutet, dass die Krebszellen resistent gegen platinbasierte Chemotherapien (z. B. mit dem Wirkstoff Carboplatin) sind, die oft bei der Behandlung von Eierstockkrebs eingesetzt werden. Die Chemotherapie ist in diesem Fall nicht mehr wirksam und der Tumor wächst weiter.

Wie sieht die Zukunft von ADCs bei Eierstockkrebs aus?

Die Forschung zu Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten entwickelt sich rasant. Immer mehr klinische Studien prüfen die Wirksamkeit und Sicherheit von ADCs bei verschiedenen Formen von Eierstockkrebs. Expertinnen und Experten sind optimistisch, dass ADCs in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle bei der Behandlung spielen werden – insbesondere bei Patientinnen, für die andere Therapien nicht mehr ausreichend wirken.

Wenn Sie sich für eine solche innovative Therapie interessieren, kann eine Teilnahme an einer klinischen Studie eine Option sein. Lassen Sie sich dazu ausführlich beraten.

Antikörper-Wirkstoff-Konjugate im Experten-Interview

Lesen Sie in der „Die zweite Stimme“, wie Prof. Philipp Harter (Gynäkologie-Direktor der  Evangelischen Kliniken Essen-Mitte) die Bedeutung von ADCs in der Behandlung von Eierstockkrebs einschätzt.

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