Operation
bei Eierstockkrebs

Die Operation ist beim Eierstockkrebs die erste und wichtigste Behandlungssäule und in vielerlei Hinsicht ein kritischer Meilenstein bei der Therapie. Hier erfahren Sie, was auf Sie zukommt.

Die Themen im Überblick

Die 4 Ziele der Operation

Bei nahezu allen Frauen mit Verdacht auf Eierstockkrebs ist eine Operation erforderlich. Damit wird zum einen das Ziel verfolgt, die Diagnose Eierstockkrebs zu sichern (diagnostische Operation) und das Ausmaß der Krankheit festzustellen (operatives Staging). Zum anderen wird durch eine Operation die vollständige Entfernung oder bestmögliche Verkleinerung des Tumors angestrebt. Je besser der Tumor entfernt werden kann, desto günstiger ist die Ausgangslage für die darauf folgende medikamentöse Therapie.

Die Operation verfolgt 4 Ziele:

  1. Sicherung der Diagnose (durch histologische Analyse des Tumorgewebes)
  2. Feststellung der Tumorausbreitung
  3. Maximale Tumorverkleinerung bzw. -entfernung
  4. Behebung möglicher Probleme wie ein drohender Darmverschluss und evtl. Besserung von Symptomen

Auf einen Blick: 7 Fakten zur Operation

Operation bei Eierstockkrebs:
Was sollte ich wissen?

Vor der Operation wird Ihre Operateurin oder Ihr Operateur den Ablauf der Operation mit Ihnen besprechen. Hierbei werden Sie auch informiert, wie umfangreich der Eingriff voraussichtlich ausfallen wird und welche Organe betroffen sein könnten.

Nutzen Sie dieses Gespräch zusätzlich, um sich nach möglichen Auswirkungen des Eingriffs auf Ihre Gesundheit, Ihre Lebensqualität und auf Ihr alltägliches Leben zu erkundigen.

Wichtig ist: Das endgültige Ausmaß der Operation kann häufig erst zum Zeitpunkt des Eingriffs festgelegt werden. Deshalb wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt vor der Operation alle möglicherweise eintretenden Situationen mit Ihnen besprechen.

 

Operation Schritt
für Schritt
erklärt

Zunächst erfolgt ein längsgerichteter Bauchschnitt, der vom Schambein bis über den Bauchnabel reicht. Dadurch kann die Operateurin oder der Operateur den Bauchraum gut einsehen und die operativen Prozeduren so komplikationsarm wie möglich durchführen.

Dann werden folgende Organe und Strukturen entfernt:

 1. Gebärmutter (Totale Hysterektomie)
2. Beide Eierstocke (Salpingo-Oophorektomie)
3. Lymphknoten im Bereich der Beckengefäße (pelvine Lymphonodektomie) und Bauchschlagader (paraaortale Lymph-Onodektomie) in den früheren Krankheitsstadien
4. Großes Netz (intragastrale Omentektomie)

Eine routinemäßige Entfernung unauffälliger Lymphknoten ist in den fortgeschrittenen Tumorstadien nach den Ergebnissen einer internationalen Studie (LION) nicht angezeigt.

Darüber hinaus kann die Entfernung weiterer Organe oder Strukturen erforderlich sein, wenn diese durch den Tumor besiedelt sind.

Zum Beispiel:
5. Teile des Darms
6. Teile des Bauchfells

Wenn am Bauchfell keine Tumoren erkennbar sind, werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen und es wird eine Bauchspülung mit Kochsalzlösung durchgeführt, um einen Befall sicher auszuschließen.

Experteninterview: 
Was muss bei der Operation beachtet werden?

Anlässlich des Welteierstockkrebstages 2020 erklärt Prof. Dr. Jalid Sehouli, worauf es bei einer Eierstockkrebs-Operation ankommt.

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Kurz erklärt: 8 wichtige Begriffe rund um die Operation

Was sind die FIGO-Stadien?

Das Tumorstadium, also die Lokalisierung und Ausbreitung des Tumors, wird durch das sogenannte „Staging“ ermittelt. Für den Eierstockkrebs wird anhand eines operativen Stagings mit Vorgabe bestimmter Operationsschritte zusammen mit der feingeweblichen Untersuchung das Tumorstadium festgelegt.

Die Internationale Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (FIGO) hat dazu eine standardisierte Einteilung des Ovarialkarzinoms in vier Stadien entwickelt. Ähnliche Klassifikationen gibt es auch für andere gynäkologische Krebserkrankungen.

Es gibt 4 FIGO-Stadien:

  • FIGO-Stadium I: Der Tumor ist begrenzt auf die Eierstöcke oder die Eileiter.
  • FIGO-Stadium II: Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder die Eileitern und es liegt eine Ausbreitung in das kleine Becken und/oder das Bauchfell vor.
  • FIGO-Stadium III: Tumor befällt einen oder beide Eierstöcke oder Eileiter oder Bauchfell mit feingeweblich nachgewiesenen Absiedlungen im Bauchfell außerhalb des Beckens und/oder tiefliegender Lymphknoten.
  • FIGO-Stadium IV: Fernmetastasen (Tumorabsiedlungen) außerhalb des Bauchraumes wie z. B. in der Lunge oder in Lymphknoten.

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Prehabilitation: Körper und Seele vor der OP stärken

Rehabilitation ist Ihnen sicher ein bekannter Begriff als Behandlung nach einer OP. Aber haben Sie schon von einer Rehabilitation vor der Operation gehört? Dies mag im ersten Moment merkwürdig klingen, rückt aber zunehmend ins Interesse der Medizin. Heute wissen wir: Je fitter Krebspatientinnen vor dem Start der Therapie sind, desto besser stehen sie diese durch – körperlich und seelisch.
  • Die Operation wird besser verkraftet: Komplikationsraten werden verringert und der Aufenthalt im Krankenhaus verkürzt.
  • Medikamentöse Therapien werden besser vertragen: Die Nebenwirkungen der Chemotherapie sind oftmals geringer.
  • Die psychische Belastung wird reduziert: Die Bewältigung der Krebserkrankung und der Therapie wird leichter.

Deshalb werden in vielen gynäkologisch-onkologischen Zentren Programme angeboten, mit denen sich die körperliche Leistungsfähigkeit und die seelische Verfassung der Patientinnen innerhalb kurzer Zeit optimieren lässt.

Zu prehabilitativen Aktivitäten gehören:

  • Leichtes Training auf dem Laufband oder Ergometer
  • Schwimmen unter Anleitung
  • Einfaches Krafttraining mit oder ohne Geräte
  • Atemtraining
  • Sensomotorische Übungen
  • Qualifizierte Ernährungsberatung
  • Psychologische Vorbereitung

Wichtig: Prähabilitative Maßnahmen sollten immer durch geschultes Fachpersonal angeleitet und begleitet werden. Vieles lässt auch problemlos von zuhause durchführen.

Begleiterscheinungen nach einer Operation

Während und nach der Operation können beim Eierstockkrebs Komplikationen oder Begleiterscheinung unterschiedlichster Art auftreten. Dies hängt damit zusammen, dass von einem Eingriff verschiedenste anatomische Strukturen betroffen sind. Die meisten Beeinträchtigungen sind jedoch nicht lebensbedrohlich und gut behandelbar.

Zu den möglichen Nebenerscheinungen einer Operation gehören:

  • Schmerzen, Blutungen sowie Wundheilungs- oder Empfindungsstörungen
  • Ansammlungen von Wasser in den Beinen (Lymphödeme oder Lymphzysten) bei der Entfernung von Lymphknoten oder Bauchfell
  • Magen-Darm-Beschwerden, die von Verstopfungen bis zu Durchfall reichen können
  • Schwierigkeiten beim Wasserlassen
  • Trockenheit der Scheide
  • Narbenschmerzen, Sensibilitätsstörungen
  • körperliche Schwäche

In jeder Phase wichtig: Das Patientinnen-Arzt-Gespräch

Die Gespräche mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt sind das Herzstück der Behandlung – denn nur wenn Sie Beschwerden, Ängste, Wahrnehmungen und Wünsche äußern, kann Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt diese berücksichtigen. Nutzen Sie diese gute Möglichkeit und bereiten Sie sich bestmöglich vor. 

Wichtig: Die Basis für ein erfolgreiches Patientinnen-Arzt-Gespräch sind Vertrauen, Offenheit und Transparenz. Bringen Sie wesentliche Themen bereits frühzeitig im gemeinsamen Gespräch an. Trauen Sie sich, Ihre Bedürfnisse und Gedanken mitzuteilen. Vergessen Sie nicht: Sie sind aktiver Teil des Bahandlungsteams und haben damit einen wesentlichen Einfluss auf Ihre Behandlungserfolg!

Bereiten Sie sich auf das Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt vor, diese Tipps helfen Ihnen:

  • Notieren Sie Ihre Fragen und Themen im Vorfeld auf einen Merkzettel und bringen Sie diesem zum Gespräch mit.
  • Bitten Sie eine Vertrauensperson, Sie zum Arzt-Gespräch zu begleiten. Oftmals fällt es schwer, sich alle relevanten Informationen vor Aufregung selbst zu merken.
  • Bitten Sie Ihre Vertrauensperson sich während des Gesprächs Notizen zu machen. So können Sie nach dem Gespräch die notierten Inhalte nochmals besprechen und bleiben während des Gespräches konzentriert.
  • Nehmen Sie alle relevanten Unterlagen mit ins Gespräch (Laborwerte, Untersuchungsergebnisse etc.).
  • Fragen Sie direkt nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben (z. B. unbekannte Fachwörter, Abläufe etc.). Haben Sie keine Scheu offen zu sprechen!
  • Nehmen Sie sich für schwierige Entscheidungen etwas Bedenkzeit und teilen Sie das auch Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt offen mit.

Buchtipp: Von der Kunst, schlechte Nachrichten gut zu überbringen

Schlechte Nachrichten gut zu überbringen ist eine Kunst. Wer wüsste das besser als ein Arzt, der oftmals Gespräche führt, die darüber entscheiden, ob ein Leben gut oder schlecht weitergeht. Prof. Dr. Jalid Sehouli, Chefarzt für Gynäkologie an der Berliner Charité, hat intensiv nach Leitlinien gesucht, die jeder angehende Arzt lernen kann. In seinem Buch verbindet er Ratschläge für die Besprechung existenzieller Situationen mit berührenden Geschichten aus seiner ärztlichen Praxis. Die lebensnotwendige Bedeutung von Patientengesprächen wird so spürbar und bietet jedem Anregung, der schwierige Nachrichten zu überbringen hat.

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