Die Operation ist beim Eierstockkrebs die erste und wichtigste Behandlungssäule und in vielerlei Hinsicht ein kritischer Meilenstein bei der Therapie. Hier erfahren Sie, was auf Sie zukommt.
Bei nahezu allen Frauen mit Verdacht auf Eierstockkrebs ist eine Operation erforderlich. Damit wird zum einen das Ziel verfolgt, die Diagnose Eierstockkrebs zu sichern (diagnostische Operation) und das Ausmaß der Krankheit festzustellen (operatives Staging). Zum anderen wird durch eine Operation die vollständige Entfernung oder bestmögliche Verkleinerung des Tumors angestrebt. Je besser der Tumor entfernt werden kann, desto günstiger ist die Ausgangslage für die darauf folgende medikamentöse Therapie.
Die Operation verfolgt 4 Ziele:
sollte Ihre behandelnde Gynäkologin oder Ihr Gynäkologe in Zusammenarbeit mit Fachärzten unterschiedlicher Fachrichtungen (in einer sogenannten Tumorkonferenz) erstellen und gemeinsam mit Ihnen abstimmen.
stellt den wichtigsten Prognosefaktor beim Eierstockkrebs dar, da eine möglichst vollständige Entfernung des betroffenen Tumorgewebes die beste Ausgangslage für die ggf. folgende medikamentöse Therapie bedeutet.
bezeichnet die fortbestehende Option für eine Schwangerschaft, indem z. B. die Gebärmutter oder der nicht befallene Eierstock erhalten wird. Dies hängt vom Tumorstadium und dem Tumorbefall ab.
können nach der Operation auftreten und auch noch längerer Zeit bestehen bleiben. Wichtig ist eine wirksame Schmerztherapie.
und damit verbundene Folgen wie Hitzewallungen können meist behandelt werden. Sprechen Sie Ihr Behandlungsteam an.
ist in seltenen Fällen notwendig, um den Tumor vollständig zu entfernen. Meist ist dieser nur vorübergehend notwendig.
können je nach Operation auftreten. Bitte sprechen Sie Ihre Ärzte auf Ihre Beschwerden und Schmerzen an.
Vor der Operation wird Ihre Operateurin oder Ihr Operateur den Ablauf der Operation mit Ihnen besprechen. Hierbei werden Sie auch informiert, wie umfangreich der Eingriff voraussichtlich ausfallen wird und welche Organe betroffen sein könnten.
Nutzen Sie dieses Gespräch zusätzlich, um sich nach möglichen Auswirkungen des Eingriffs auf Ihre Gesundheit, Ihre Lebensqualität und auf Ihr alltägliches Leben zu erkundigen.
Wichtig ist: Das endgültige Ausmaß der Operation kann häufig erst zum Zeitpunkt des Eingriffs festgelegt werden. Deshalb wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt vor der Operation alle möglicherweise eintretenden Situationen mit Ihnen besprechen.
Zunächst erfolgt ein längsgerichteter Bauchschnitt, der vom Schambein bis über den Bauchnabel reicht. Dadurch kann die Operateurin oder der Operateur den Bauchraum gut einsehen und die operativen Prozeduren so komplikationsarm wie möglich durchführen.
Dann werden folgende Organe und Strukturen entfernt:
1. Gebärmutter (Totale Hysterektomie)
2. Beide Eierstocke (Salpingo-Oophorektomie)
3. Lymphknoten im Bereich der Beckengefäße (pelvine Lymphonodektomie) und Bauchschlagader (paraaortale Lymph-Onodektomie) in den früheren Krankheitsstadien
4. Großes Netz (intragastrale Omentektomie)
Eine routinemäßige Entfernung unauffälliger Lymphknoten ist in den fortgeschrittenen Tumorstadien nach den Ergebnissen einer internationalen Studie (LION) nicht angezeigt.
Darüber hinaus kann die Entfernung weiterer Organe oder Strukturen erforderlich sein, wenn diese durch den Tumor besiedelt sind.
Zum Beispiel:
5. Teile des Darms
6. Teile des Bauchfells
Wenn am Bauchfell keine Tumoren erkennbar sind, werden Gewebeproben (Biopsien) entnommen und es wird eine Bauchspülung mit Kochsalzlösung durchgeführt, um einen Befall sicher auszuschließen.
Anlässlich des Welteierstockkrebstages 2020 erklärt Prof. Dr. Jalid Sehouli, worauf es bei einer Eierstockkrebs-Operation ankommt.
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Mehr Informationenbezeichnet die feingewebliche Untersuchung des Tumorgewebes.
charakterisieren die Beurteilung des Tumorgewebes nach Ausbreitung, Wachstumseigenschaften und Aggressivität.
beschreibt eine diagnostische Stadieneinteilung, die den Ausbreitungsgrad des Tumors sowie den Befall von Lymphknoten und anderen Organen (Fernmetastasen) beurteilt.
wird bei drei von vier Ovarialkarzinomen im fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Das heißt, der Krebs hat bereits Metastasen im Oberbauch oder in seltenen Fällen auch Fernmetastasen gebildet. Im Allgemeinen werden die FIGO-Stadien III und IV als fortgeschrittene Stadien eingestuft. Auch im Stadium III und IV kann eine Heilung möglich sein.
bezeichnet die Beurteilung des Differenzierungsgrads von Tumorgewebe anhand einer feingeweblichen Untersuchung. Der Grad der Differenzierung beschreibt den Grad der Abweichung vom normalen Gewebebild. Das Ovarialkarzinom wird in ein sogenanntes High-Grade oder ein Low-Grade-Karzinom klassifiziert.
beschreibt einen Tumor, dessen Zellen vergleichsweise langsam wachsen und die eine hohe Ähnlichkeit mit dem Gewebe aufweisen, aus dem sie hervorgegangen sind. Man spricht hier von einem „gut differenzierten“ Tumorform.
bedeutet, dass der Krebs mikroskopisch betrachtet als „gering differenziert“ eingestuft wird. Das heißt, dieser Tumor hat nur noch geringe Ähnlichkeit mit dem Ursprungsgewebe. Er wächst schnell und aggressiv.
setzen sich zusammen aus Tumorstadium, Tumorrest nach der OP, Tumorgrading und feingeweblichem Typ sowie Alter und Allgemeinzustand.
Das Tumorstadium, also die Lokalisierung und Ausbreitung des Tumors, wird durch das sogenannte „Staging“ ermittelt. Für den Eierstockkrebs wird anhand eines operativen Stagings mit Vorgabe bestimmter Operationsschritte zusammen mit der feingeweblichen Untersuchung das Tumorstadium festgelegt.
Die Internationale Vereinigung für Gynäkologie und Geburtshilfe Fédération Internationale de Gynécologie et d’Obstétrique (FIGO) hat dazu eine standardisierte Einteilung des Ovarialkarzinoms in vier Stadien entwickelt. Ähnliche Klassifikationen gibt es auch für andere gynäkologische Krebserkrankungen.
Es gibt 4 FIGO-Stadien:
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Mehr InformationenDeshalb werden in vielen gynäkologisch-onkologischen Zentren Programme angeboten, mit denen sich die körperliche Leistungsfähigkeit und die seelische Verfassung der Patientinnen innerhalb kurzer Zeit optimieren lässt.
Zu prehabilitativen Aktivitäten gehören:
Wichtig: Prähabilitative Maßnahmen sollten immer durch geschultes Fachpersonal angeleitet und begleitet werden. Vieles lässt auch problemlos von zuhause durchführen.
Während und nach der Operation können beim Eierstockkrebs Komplikationen oder Begleiterscheinung unterschiedlichster Art auftreten. Dies hängt damit zusammen, dass von einem Eingriff verschiedenste anatomische Strukturen betroffen sind. Die meisten Beeinträchtigungen sind jedoch nicht lebensbedrohlich und gut behandelbar.
Zu den möglichen Nebenerscheinungen einer Operation gehören:
Die Gespräche mit Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt sind das Herzstück der Behandlung – denn nur wenn Sie Beschwerden, Ängste, Wahrnehmungen und Wünsche äußern, kann Ihre Ärztin bzw. Ihr Arzt diese berücksichtigen. Nutzen Sie diese gute Möglichkeit und bereiten Sie sich bestmöglich vor.
Wichtig: Die Basis für ein erfolgreiches Patientinnen-Arzt-Gespräch sind Vertrauen, Offenheit und Transparenz. Bringen Sie wesentliche Themen bereits frühzeitig im gemeinsamen Gespräch an. Trauen Sie sich, Ihre Bedürfnisse und Gedanken mitzuteilen. Vergessen Sie nicht: Sie sind aktiver Teil des Bahandlungsteams und haben damit einen wesentlichen Einfluss auf Ihre Behandlungserfolg!
Bereiten Sie sich auf das Gespräch mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt vor, diese Tipps helfen Ihnen:
Schlechte Nachrichten gut zu überbringen ist eine Kunst. Wer wüsste das besser als ein Arzt, der oftmals Gespräche führt, die darüber entscheiden, ob ein Leben gut oder schlecht weitergeht. Prof. Dr. Jalid Sehouli, Chefarzt für Gynäkologie an der Berliner Charité, hat intensiv nach Leitlinien gesucht, die jeder angehende Arzt lernen kann. In seinem Buch verbindet er Ratschläge für die Besprechung existenzieller Situationen mit berührenden Geschichten aus seiner ärztlichen Praxis. Die lebensnotwendige Bedeutung von Patientengesprächen wird so spürbar und bietet jedem Anregung, der schwierige Nachrichten zu überbringen hat.