Ein Stoma bedeutet für viele Frauen mit Eierstockkrebs zunächst Angst vor Kontrollverlust, Einschränkungen im Alltag und Sorgen um Körperbild oder Intimität. Wie der Alltag damit aussehen kann, was beim Essen, Sport, Reisen oder Sexualität hilft und wo Patientinnen Unterstützung finden, lesen Sie hier.
Ein Stoma ist eine chirurgisch geschaffene Öffnung in der Bauchdecke, über die der Körper den Darminhalt ausscheiden kann. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Mund“ oder „Öffnung“.
Meist wird ein Stoma dann notwendig, wenn Teile des Darms oder der Harnwege entfernt oder umgangen werden müssen, zum Beispiel nach Tumorerkrankungen wie Eierstockkrebs, wenn der Tumor den Darm befällt. Durch die Operation wird das Ende des Darms oder der Harnleiter an die Bauchoberfläche geführt, sodass Stuhl oder Urin in einen Beutel – die sogenannte Stomaversorgung – geleitet werden.
Es gibt verschiedene Formen:
Für manche Patientinnen ist ein Stoma dauerhaft notwendig, für andere nur vorübergehend, bis der Darm nach einer Heilungsphase wieder normal verbunden werden kann.
Wichtig zu wissen: Ein Stoma ist kein Makel, sondern oft eine lebensrettende Maßnahme, die dem Körper wichtige Funktionen ermöglicht.
Die Vorstellung, nach einer Operation mit einem Stoma – einem künstlichen Darmausgang oder in seltenen Fällen einem künstlichen Harnleiter – leben zu müssen, löst bei vielen Frauen große Ängste aus:
Wie wird sich mein Körper verändern? Werde ich damit umgehen können? Was bedeutet das für meinen Alltag?
Die Sorgen sind nachvollziehbar, denn ein Stoma ist auch ein sichtbares Zeichen dafür, wie sehr die Erkrankung in das eigene Leben eingreift.
Doch so beängstigend der Gedanke zunächst sein mag: Ein Stoma kann Leben retten und ist in den allermeisten Fällen auch nur temporär von Nöten. Viele Frauen berichten außerdem, dass sie sich nach einer Phase der Eingewöhnung sicher und gut mit dem Stoma fühlen und wieder Kontrolle über ihr Leben gewinnen.
Eierstockkrebs neigt dazu, früh Metastasen auf dem Bauchfell zu bilden. Dieses Bauchfell überzieht nicht nur die Oberfläche des Darms, weshalb Tumorherde häufig in diesem Bereich auftreten. Obwohl viele Tumorherde nur oberflächlich sind und sich operativ entfernen lassen, gibt es Fälle, in denen der Darm selbst betroffen ist.
Wenn der Tumor großflächig die Darmoberfläche befällt oder in tiefere Schichten einwächst, wird eine sogenannte Darmresektion notwendig – das Entfernen eines Darmabschnitts. Die am häufigsten betroffenen Bereiche sind der letzte Abschnitt des Dickdarms (Colon sigmoideum) und der Mastdarm (Rektum). Ziel der Operation ist es, den Tumor möglichst vollständig zu entfernen, um die bestmöglichen Heilungschancen zu erzielen.
Nach einer Darmresektion können die beiden verbleibenden Darmenden meist direkt miteinander verbunden werden. In manchen Fällen ist dies jedoch nicht möglich – etwa, wenn der Darm stark entzündet ist, Wundheilungsstörungen drohen oder die Durchblutung der Darmnähe nicht optimal ist. In solchen Fällen und wenn keine alternativen Möglichkeiten bestehen, müssen Chirurginnen und Chirurgen ein sogenanntes Kolostoma legen.
„Wie werde ich im Alltag damit zurechtkommen? Werde ich mein Stoma sehen? Kann ich weiterhin das tun, was mir wichtig ist?“
Besonders die Angst vor Gerüchen, Geräuschen oder sozialen Einschränkungen beschäftigt viele Betroffene. Doch die Erfahrung zeigt, dass Frauen sich in der Regel gut an das Leben mit einem Stoma gewöhnen.
Viele berichten, dass sie nach einer schweren Woche der Eingewöhnung weniger eingeschränkt sind, als sie anfangs befürchtet hatten. Außerdem sind die heutigen Stomaversorgungen auslaufsicher, geruchsdicht und diskret gestaltet, sodass sie im Alltag kaum auffallen.
Moderne Beutel verfügen über Filter, die Gerüche weitgehend zurückhalten. Geräusche lassen sich nicht ganz vermeiden, aber durch bewusstes Kauen, langsames Essen und das Meiden sehr blähender Speisen reduzieren. Wichtig ist: Je sicherer man sich mit dem Umgang fühlt, desto weniger fallen Geräusche oder Gerüche im Alltag auf.
Duschen ist meist ohne Einschränkungen möglich, sogar ohne Stomabeutel – das kann sich angenehm anfühlen, weil die Haut besser gereinigt wird. Beim Baden oder längeren Wasserkontakt wird allerdings empfohlen, den Beutel dran zu lassen, da Wärme und Feuchtigkeit die Hafteigenschaften beeinträchtigen können.
Tipp: Duschpflaster oder wasserfeste Folien helfen zusätzlich, die Versorgung zu schützen.
Grundsätzlich ist fast alles erlaubt, was gut vertragen wird – eine spezielle Stoma-Diät gibt es nicht. Wichtig ist aber, gut zu kauen, regelmäßig zu essen und stark blähende Lebensmittel zunächst vorsichtig auszuprobieren. Kohlensäurehaltige Getränke, Zwiebeln oder Hülsenfrüchte können Blähungen oder Geräusche verstärken, müssen aber nicht zwingend weggelassen werden. Ein Ernährungstagebuch kann helfen herauszufinden, was individuell bekömmlich ist.
Der Wechsel hängt von Stomaart, Stuhlmenge und Hautempfindlichkeit ab – meist alle ein bis drei Tage, manchmal häufiger. Wichtig ist, die Haut rund ums Stoma schonend zu reinigen, am besten mit lauwarmem Wasser ohne Seife oder nur pH-neutraler Seife.
Stomatherapeut:innen können zeigen, wie der Wechsel sicher, hygienisch und möglichst stressfrei gelingt – gerade in den ersten Wochen gibt das viel Sicherheit.
Die meisten Betroffenen tragen weiterhin normale Kleidung. Hosen mit höherem Bund, weichere Stoffe oder Leggings können bequemer sein, weil sie das Stoma weniger reizen. Spezielle Stomabandagen oder Stomagürtel schützen zusätzlich und machen den Beutel unauffälliger.
Wichtig ist, dass nichts drückt, scheuert oder die Haftung des Beutels beeinträchtigt.
Grundsätzlich können Stomaträgerinnen weiterhin Sport machen. Eine ärztliche Rücksprache ist immer empfohlen, da es spezielles Stomamaterial für den Sport gibt und die Bauchmuskeln nicht zu stark beansprucht werden sollten.
Für Kontaktsportarten kann ein spezieller Stomagürtel zusätzlichen Halt geben. Sogar Schwimmen und Baden sind möglich, da moderne Stomabeutel wasserfest sind.
Ja, Sie können mit einem Stoma verreisen und Urlaube machen. Dabei sollte immer genügend Sromamaterial eingeplant und ggf. ein Ärzt:innenbrief (mehrsprachig) mitgeführt werden.
Ein Stoma bedeutet nicht, dass Sexualität und Intimität vorbei sind, auch wenn sich viele Frauen nach der OP zunächst verunsichert fühlen. Neben körperlichen Veränderungen wie Narben oder veränderter Körperwahrnehmung spielen oft auch Scham, Angst vor Ablehnung oder Unsicherheiten über den Umgang mit dem Beutel eine Rolle.
Praktisch gibt es einige Möglichkeiten, die Sicherheit und das Wohlgefühl zu stärken: Zum Beispiel kann der Stomabeutel vor dem Geschlechtsverkehr geleert oder ein kleinerer Beutel („Minibeutel“) oder eine Stomakappe verwendet werden, die weniger auffallen. Spezielle Stomabandagen oder weiche Gürtel helfen, den Beutel zu fixieren und sichtbarer zu machen, sodass man sich freier bewegen kann.
Sehr wichtig: ein offenes Gespräch mit dem Partner oder der Partnerin. Viele Ängste entstehen, weil nicht darüber gesprochen wird. Einfühlsam zu erklären, was sich verändert hat und was angenehm oder unangenehm ist, schafft Nähe und Vertrauen.
Wenn Unsicherheiten bleiben, können Gespräche mit erfahrenen Stomatherapeut:innen oder Sexualberater:innen helfen, neue Wege zur Intimität zu finden. Denn Sexualität bedeutet weit mehr als den rein körperlichen Akt – Nähe, Zärtlichkeit und gegenseitiges Verständnis sind oft das Wichtigste.
Stomatherapeutinnen und -therapeuten helfen, den Umgang mit dem Stoma zu erlernen. Sie zeigen, wie die Versorgung gelingt, welche Produkte am besten passen und wie der Alltag (z. B. beim Sport, beim Reisen oder in intimen Momenten) gelingt.
Sanitätshäuser können Sie umfassend zu Stomaprodukten und geeigneten Materialien beraten.
Selbsthilfegruppen wie die Ilco – die Deutsche Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs – sind gute Anlaufstellen, wenn man sich mit der Problematik Stoma auseinandersetzen muss.
Ein künstlicher Darmausgang ist zweifellos eine Herausforderung, doch er ist nicht das Ende der Lebensqualität. Mit der richtigen medizinischen Versorgung, einer guten Beratung und einem unterstützenden Umfeld finden viele Frauen mit dem Stoma selbstbestimmt und aktiv zu leben.
In “Die zweite Stimme” lesen Sie weitere interessante Hintergründe, Patientinnengeschichten und
Neues zu aktuellen Studien rund um das Thema Eierstockkrebs.