Prehabilitation und PRIMING bei Eierstockkrebs: Gut vorbereitet in die Krebstherapie starten

Bevor die eigentliche Eierstockkrebs-Behandlung durch Operation oder Chemotherapie beginnt, gibt es Möglichkeiten, den Körper gezielt auf die anstehenden Etappen vorzubereiten. Die sogenannte Prehabiliation hilft, Nebenwirkungen zu minimieren und die Genesung zu beschleunigen. Dieses Konzept umfasst körperliche, psychische und soziale Maßnahmen, die individuell auf jede Frau angepasst werden können.

Die Themen im Überblick

Was ist Prehabilitation bei Eierstockkrebs?

Prehabilitation (auch Prähabilitation genannt) bezeichnet ein ganzheitliches Vorbereitungsprogramm, das vor dem Beginn der Krebstherapie durchgeführt wird. Ziel ist es, den allgemeinen Gesundheitszustand der Patientinnen zu stärken, um besser durch die Behandlung zu kommen und sich schneller zu erholen.

Typische Maßnahmen der Prehabilitation sind:

  • Körperliches Training zur Verbesserung von Kraft, Ausdauer und Lungenfunktion
  • Ernährungsberatung, um Mangelzustände zu vermeiden
  • Psychologische Unterstützung zur Stressbewältigung und Stärkung der mentalen Gesundheit
  • Aufklärung über den bevorstehenden Behandlungsablauf

Studien zeigen: Frauen mit Eierstockkrebs, die vor der Operation oder Chemotherapie an einem Prehabilitationsprogramm teilnehmen, haben ein geringeres Risiko für Komplikationen und können sich nach dem Eingriff schneller regenerieren.

PRIMING – Die Basis für eine gezielte Vorbereitung

Das PRIMING-Konzept bietet eine strukturierte Herangehensweise, um Patientinnen bestmöglich auf anstehende Operationen und Therapien vorzubereiten.

Jeder Buchstabe steht für einen Schlüsselfaktor in der Prehabilitation:

  • P – Pain & More: Identifikation und Behandlung von Symptomen wie Schmerzen oder Blutarmut zur Optimierung des körperlichen Zustands.
  • R – Reduzierung von Komorbiditäten: Behandlung von Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Schilddrüsenproblemen zur Verbesserung der Gesundheitswerte.
  • I – Intervall: Einschätzung der verfügbaren Vorbereitungszeit, um gezielte Maßnahmen zu ergreifen.
  • M – Medizinische Information: Aufklärung über Erkrankung und Therapie zur Stärkung des Vertrauens und zur Reduktion von Ängsten.
  • I – Interaktion: Prüfung des aktuellen Medikamentenplans zur Vermeidung von Wechselwirkungen.
  • N – Nutrition & Sport: Förderung von Ernährung und körperlicher Bewegung zur Stärkung des Körpers. Unterstützung durch Experten kann hilfreich sein.
  • G – Guidance: Psychologische Betreuung zur Bewältigung emotionaler Belastungen und zum Austausch mit anderen Betroffenen.

Expertengespräch:
Prehabilitation aus der Praxis erklärt

Maike Canzler, Eierstockkrebspatientin und Personaltrainerin, spricht auf der YES!CON zum Thema Prehabilitation mit Prof. Dr. Sehouli darüber, warum es bereits vor einer OP wichtig ist, seinen Körper zu stärken und was dies mit der anschließenden Genesung zu tun hat.

In „Die zweite Stimme“ lesen Sie die Geschichte von Maike Canzler, ihrer Diagnose und was ihr geholfen hat, die Erkrankung zu bewältigen.

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ERAS – Optimierte Genesung nach der Operation

Das Konzept Enhanced Recovery After Surgery (kurz: ERAS) zielt darauf ab, die Genesung nach chirurgischen Eingriffen zu beschleunigen und Komplikationen zu reduzieren. Es gehört ebenfalls zur Prehabilitation.

Wichtige Elemente sind:

  1. Minimierung von Stressfaktoren: Verkürzte Nüchternzeiten und gezielte Maßnahmen vor, während und nach der Operation reduzieren Belastungen und fördern die Heilung.
  2. Frühzeitige Mobilisierung: Bewegung nach der Operation verbessert die Durchblutung, stärkt die Muskulatur und hilft, Komplikationen wie Thrombosen oder Lungenentzündungen vorzubeugen.
  3. Optimale Ernährung: Angepasste Ernährungsstrategien vor und nach der Operation fördern den Heilungsprozess.
  4. Multidisziplinäre Zusammenarbeit: Das ERAS-Programm erfordert ein enges Zusammenspiel zwischen Ärzt:innen, Pflegepersonal, Physiotherapeut:innen und Ernährungsberater:innen.


Ernährungs- und Bewegungstipps zur Vorbereitung

Vor der Operation:

  • Kohlenhydratreiche Mahlzeiten: Diese füllen die Energiespeicher auf und reduzieren den katabolen Stress.
  • Carboloading: Zwei Stunden vor der OP kann ein kohlenhydratreiches Getränk den Stoffwechsel unterstützen.

Vor der Chemotherapie:

  • Ausgewogene Ernährung: Sie stärkt das Immunsystem und unterstützt den Körper in der Belastungsphase.
  • Leichte Bewegung: Aktivitäten wie Spazierengehen oder Radfahren verbessern die körperliche Fitness und reduzieren Erschöpfung.

Vor der Erhaltungstherapie:

  • Psychologische Unterstützung: Hilft, Ängste abzubauen und mentale Belastbarkeit zu stärken.
  • Körperliche Fitness: Moderate Bewegung wie Nordic Walking oder Atemübungen verbessert die Belastbarkeit.

Weitere Empfehlungen für den Alltag:

  • Kraft- und Ausdauertraining: Regelmäßige Übungen stärken Muskulatur und Kreislauf. Bleiben Sie dabei in einem angenehmen Tempo, ohne außer Atem zu geraten.
  • Atemübungen: Einfache Techniken wie das Aufpusten von Luftballons fördern die Atemmuskulatur.
  • Treppensteigen: Diese Übung kräftigt die Beinmuskulatur und fördert die Ausdauer.
  • Bodenübungen: Trainieren Sie das Hinlegen und Aufstehen, um Mobilität und Gleichgewicht zu verbessern.

Aufklärung und Information
Vertrauen durch Wissen

Eine umfassende Aufklärung über den Ablauf der Behandlung ist die Grundlage für ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Behandlungsteam. Trauen Sie sich, Unklarheiten, Sorgen und Ängste offen anzusprechen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, welche Medikamente weiterhin eingenommen werden sollten und ob Anpassungen notwendig sind. Scheuen Sie sich auch nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um emotionale Belastungen zu bewältigen und Ihre mentale Stärke zu fördern.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für die Prehabilitation?

Die Prehabilitation beginnt vor der eigentlichen Therapie – idealerweise direkt nach der Diagnose. In den allermeisten Fällen haben Sie Zeit, sich auf die Behandlung vorzubereiten.

Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam über individuelle Möglichkeiten zur Prehabilitation. Viele medizinische Kompetenzzentren bieten heute strukturierte Programme an – nutzen Sie daher unbedingt die Chance, Ihre Gesundheit zu stärken, bevor die Therapie beginnt.

Maßnahmen zur Prehabilitation geben Ihnen als Patientin mit Eierstockkrebs die Möglichkeit, Ihre Behandlung aktiv mitzugestalten und die Therapie besser zu bewältigen  – und vieles lässt sich bequem von zuhause durchführen. 

Studie: KORE-INNOVATION – Prehabilitation in der Praxis

Die KORE-INNOVATION-Studie untersucht die Wirksamkeit eines multimodalen Behandlungspfades, der Prehabilitation und das ERAS-Konzept kombiniert. Ziel ist es, Komplikationen zu verringern und die Lebensqualität durch gezielte Maßnahmen wie Bewegung, Ernährung und psychologische Unterstützung zu steigern.

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