Das Arzt-Patientin-Gespräch:
Was Ihnen bei Eierstockkrebs helfen kann

Ein gelungenes Arzt-Patientin-Gespräch trägt maßgeblich zum Behandlungserfolg beim Eierstockkrebs bei. In diesem Beitrag erfahren Sie, was eine gute Kommunikation ausmacht, worauf Ärzt:innen achten sollten, wie Sie sich selbst vorbereiten können und warum interkulturelle Sensibilität gerade in schwierigen Gesprächen so wichtig ist. Mit Checkliste, Tipps und aktueller Umfrage zur Perspektive betroffener Frauen.

Die Themen im Überblick

Warum die Kommunikation bei Eierstockkrebs
so entscheidend ist

Wird die Diagnose Eierstockkrebs gestellt, braucht es nicht nur eine gute medizinische Behandlung, sondern auch eine vertrauensvolle, klare Kommunikation mit dem Behandlungsteam. Das Arzt-Patientin-Gespräch darf nicht unterschätzt werden, denn es beeinflusst maßgeblich, wie Patientinnen mit ihrer Erkrankung umgehen.

Kommunikation bei Eierstockkrebs bedeutet weit mehr als Informationsweitergabe. Ein gelungenen Gespräch (verbal wie non-verbal) zwischen Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt schafft Vertrauen, Orientierung und emotionale Sicherheit – besonders in Phasen, die von Angst und Unsicherheit geprägt sind.

Gerade beim Überbringen schlechter Nachrichten, etwa bei einer Krebsdiagnose oder einem Rezidiv, reagiert der Körper oft mit einer Art emotionalem Schock. So zeigen Studien, dass betroffene Menschen in den ersten zweieinhalb Minuten nach einer solchen Nachricht kaum noch aufnehmen können, was gesagt wird: Sie hören, riechen und schmecken weniger.

Empathie ist jetzt gefragt und ein gutes Feingespür auf Seiten der Ärztin bzw. des Arztes, welches Raum für aufkommende Emotionen schafft.

Was eine gute Kommunikation bei Krebs ausmacht

Prof. Dr. Jalid Sehouli, Gynäkologie-Direktor an der Charité Berlin, sagt: „Man sollte sich nicht daran messen, was man gesagt hat, sondern daran, was bei der Patientin angekommen ist.“

Diese Haltung zeigt: Kommunikation ist Beziehung. Und sie ist ein zentraler Teil der Behandlung. Studien belegen, dass ein verständliches, empathisches Arztgespräch nachweislich das Wohlbefinden, die Behandlungsbereitschaft und sogar die Lebensqualität von Patientinnen mit Krebs verbessern kann. „Kommunikation ist somit die wichtigste Maßnahme in der medizinischen Behandlung“, so Sehouli.

Gute Kommunikation bedeutet, sich auf das Gegenüber einzulassen – mit Aufmerksamkeit und Respekt. Es geht nicht darum, möglichst viele Informationen auf einmal zu vermitteln, sondern darum, zu erspüren, was die Patientin in diesem Moment wirklich braucht. Manche Frauen möchten sofort alle Details wissen, andere brauchen Zeit, um die Diagnose zu verarbeiten.

Wie bei einem Medikament gilt: Die Dosis ist entscheidend.

Welche Fragen sich die Ärztin/der Arzt beim Überbringen schlechter Nachrichten stellen sollte:

  • Welche Informationen braucht die Patientin im jetzigen Moment und welche sind noch zweitrangig?
  • Braucht es jetzt überhaupt eine Information oder braucht es einen Moment der Ruhe, um den Emotionen Raum zu geben?
  • Was braucht die Patientin, um den nächsten Schritt in der Behandlung einzuleiten?
  • Wie lässt sich die Selbstwirksamkeit der Patientin stärken? Was kann die Patientin also aktiv selbst tun?

Interkulturelle Kommunikation: Wenn Sprache, Kultur und Vertrauen aufeinandertreffen

Frauen mit Migrationsgeschichte erleben die Diagnose Eierstockkrebs oft unter besonderen Voraussetzungen. Sprache, Körpersprache, kulturelle Prägungen – all das beeinflusst das Arzt-Patientin-Verhältnis. Umso wichtiger ist eine sensible, kulturbewusste Kommunikation, die Vertrauen schafft und medizinische Versorgung auf Augenhöhe ermöglicht.

Allerdings geht es in der kultursensiblen Kommunikation nicht nur um Übersetzungen, sondern darum, Beziehung zu gestalten und die kulturellen Hintergründe mit einzubeziehen: Wer spricht zuerst? Wer darf nachfragen? Und was bedeutet Schweigen?

In vielen Kulturen, z. B. im Nahen Osten, ist das Verhältnis zwischen Ärzt:innen und Patientinnen stark hierarchisch geprägt. Für viele Frauen ist es ungewohnt oder gar nicht erlaubt, aktiv Fragen zu stellen oder an Behandlungsentscheidungen mitzuwirken.

Auch das Verständnis von Krankheit ist kulturell geprägt. Während in westlichen Gesellschaften körperliche Symptome im Vordergrund stehen, werden in anderen Regionen seelische Belastungen tabuisiert. Erkrankungen wie Eierstockkrebs können mit Scham behaftet sein, besonders wenn die weibliche Sexualität oder Fruchtbarkeit betroffen ist.

Kultursensible Kommunikation heißt nicht, alle gleich zu behandeln, sondern jede Frau mit ihrer Geschichte ernst zu nehmen. Dazu gehört:

  • Zeit und Raum für Fragen und Unsicherheiten schaffen
  • Dolmetscher:innen bei Bedarf hinzuziehen
  • medizinische Informationen in einfacher Sprache oder mehreren Sprachen bereitstellen
  • Verständnis für familiäre und religiöse Kontexte schaffen

Interkulturellen Patientinnen die Teilnahme an Studien aktiv anbieten und die Studieninformationen entsprechend aufarbeiten.

Experten-Interviews und mehr

In “Die zweite Stimme” lesen Sie, wie Kommunikation (auch interkulturell) auf den verschiedenen Ebenen verbal und nonverbal gelingt. Mit vielen Experten-Interviews, Artikeln und Tipps rund um Ihre Gesundheit.

Checkliste: So gelingt das Arzt-Patientin-Gespräch

  • Vorbereitung ist alles: Überlegen Sie vor dem Gespräch: Was will ich wissen? Was ist mir wichtig? Welches Medium passt – Telefon, Video, persönlich?
  • Begleitung mitnehmen: Eine Vertrauensperson hört mit, erinnert Sie an offene Fragen oder kann Notizen machen.
  • Gespräch aufnehmen: Fragen Sie, ob Sie das Gespräch aufzeichnen dürfen – so können Sie es später in Ruhe noch einmal anhören.
  • Bilder sagen mehr: Bitten Sie um Skizzen, einfache Darstellungen oder schriftliche Zusammenfassungen – besonders bei komplizierten Eingriffen.
  • Mut zur Pause: Wenn Sie merken, dass Sie emotional überfordert sind oder das Gesagte nicht „sacken“ kann – sagen Sie es. Pausen sind heilsam.
  • Klar sprechen: „Ich habe Angst“ oder „Ich wünsche mir mehr Informationen zu …“ – Ihre Worte helfen Ihrem Gegenüber, Sie richtig zu begleiten.
  • Nachfragen lohnt sich: Es gibt keine „dummen“ Fragen. Sie dürfen (und sollen) um Wiederholungen oder einfachere Erklärungen bitten.
  • Feedback geben: Sagen Sie, wenn etwas nicht verständlich oder hilfreich war. Aber konkret: z. B. „Ich wünsche mir mehr Zeit für Rückfragen.“
  • Grenzen setzen: Wenn ein Gespräch ins Stocken gerät, dürfen Sie sagen: „Ich komme gerade nicht mit. Können wir es zu einem anderen Zeitpunkt weiterführen?“

Aufklärung und Information
Vertrauen durch Wissen

Eine umfassende Aufklärung über den Ablauf der Behandlung ist die Grundlage für ein vertrauensvolles Verhältnis zu Ihrem Behandlungsteam. Trauen Sie sich, Unklarheiten, Sorgen und Ängste offen anzusprechen. Besprechen Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt, welche Medikamente weiterhin eingenommen werden sollten und ob Anpassungen notwendig sind. Scheuen Sie sich auch nicht, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen, um emotionale Belastungen zu bewältigen und Ihre mentale Stärke zu fördern.

Umfrage zum Überbringen schlechter Nachrichten bei gynäkologischen Tumorerkrankungen

Die deutschlandweit einzigartige Studie EXPRESSION XX (NOGGO S33) untersucht, wie Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen – darunter auch Eierstockkrebs – Gespräche erleben, in denen ihnen eine schlechte Nachricht übermittelt wurde. Im Mittelpunkt steht dabei die Perspektive der Patientinnen selbst.

Ziel ist es, herauszufinden:

  • Wie werden solche Gespräche empfunden?
  • Welche Unterschiede gibt es zwischen Frauen mit und ohne Migrationsgeschichte?
  • Besteht Bedarf an kultursensibler Kommunikation?

Teilnehmen können Frauen ab 18 Jahren mit gynäkologischer Tumorerkrankung und Wohnsitz in Deutschland. Die Umfrage ist anonym, freiwillig und risikofrei. Der Fragebogen umfasst 61 Fragen zu persönlichen Daten und Gesprächserfahrungen – in Deutsch, Türkisch, Arabisch oder Englisch.

Jetzt teilnehmen – online oder vor Ort an der Charité Berlin (Virchow-Klinikum) oder dem Vivantes Klinikum am Urban.

Kontaktieren Sie uns!
Haben Sie Fragen zu Thea oder möchten Sie weiteres Informationsmaterial zum Eierstockkrebs?
Kontaktieren Sie uns gern!